Wolfgang Lettl 85 Jahre

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augsburger-allgemeine.de


18.12.2004


Ein Atrium der surrealen Kunst

Seit 1992 besteht das Lettl-Museum in der Industrie- und Handelskammer

Wer Augsburg entsprechend absucht, findet eine Vielzahl und Vielfalt an Museen. Es gibt Gedenkstätten zu Persönlichkeiten wie Brecht, Diesel und Mozart. Man kann Spannendes erfahren über das Handwerk, den Maschinenbau, Architektur, Ballonfahrt. Hochkarätige Kunst wird ebenso wie Flora und Fauna präsentiert. In loser Folge berichteten wir über einige Augsburger Museen. Zum Schluss: das Lettl-Atrium.

(gwen). Ein Problem, dem sich Museen immer wieder zu stellen haben, ist ihre Besucher-Situation und die damit verbundene Diskussion um die ernormen Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln. Im Falle des „Lettl-Atrium- Museum für surreale Kunst" ist dies anders. Hier stimmt die Besucherzahl und das Ganze kostet den Steuerzahler keinen einzigen Cent.
Denn das Lettl-Atrium ist untergebracht bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Stettenstraße. Den Eingang kann man nicht verfehlen, steht doch die Aluminium Skulptur „Gipfeltreffen" vor der Tür. Der Radständer mit bunten Tierköpfen füngiert ebenfalls als Wegweiser.

Das Museum für surreale Kunst beherbergt das Lebenswerk des Augsburger Malers Wolfgang Lettl, der heute seinen 85. Geburtstag feiert (siehe Kultur). Exakt 158 Exponate aus den Jahren 1963 bis 1992 werden gezeigt. Entstanden ist das Museum nach der großen Retrospektive 1992 im Zeughaus. „Mein Vater hatte sich bereiterklärt, seine Bilder der Stadt zu schenken, sofern diese geeignete Räume hierfür zur Verfügung stellt", erzählt Florian Lettl, jüngster Sohn des Malers und Kurator des Museums. Doch bei der Stadt hieß es, man habe keine Räume.

Engagierte Bürger, darunter der damalige Kulturreferent Ludwig Kotter wollten die Chance aber nicht ungenutzt lassen. Sie gründeten den Lettl-Verein, der heute über 100 Mitglieder zählt. Und dieser wurde schließlich fündig. Die IHK Augsburg-Schwaben hatte aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens beschlossen, das Atrium der IHK-Akademie für die Bilder von Wolfgang Lettl zur Verfügung zu stellen. Der Verein war begeistert, da somit das Lebenswerk Lettls der Augsburger Öffentlichkeit erhalten bleiben konnte.

„Die Zusammenarbeit mit der IHK funktioniert seit nunmehr zwölf Jahren wunderbar," sagt Florian Lettl zufrieden. Fast könnte man das Lettl-Atrium als Augsburger Modell bezeichnen. Für Bayern einzigartig ist die finanzielle Konstruktion dieses Museums: Die IHK stellt kostenfrei die Räume zur Verfügung, der Verein ist für das Interieur, die Werbung sowie für regelmäßige Aktionen und Sonderausstellungen zuständig. Und diese gibt es jährlich.

Mindestens 30000 Besucher

Für die Bilder sollte man sich Zeit nehmen, jedes kann für sich eine Geschichte erzählen. Oft weiß der Betrachter nicht mehr, ob das nun die Geschichte des Malers oder seine eigene Geschichte ist, die sich hier im Gemälde widerspiegelt. Über mangelnde Besucher kann sich das Museum nicht beklagen. Teile der Ausstellung befinden sich in den Seminarräumen. So werden vor allem junge Menschen mit Kunst konfrontiert. „Die würden von sich aus nicht in ein Museum gehen, weil das nicht cool ist," weiß Lettl, der von Beruf Lehrer ist. Aber hier bleiben die Jugendlichen stehen und setzen sich mit den Bildern auseinander. Mindestens 30 000 sind es im Jahr.

Ein Blick ins Besucherbuch spricht eine eindeutige Sprache.

„Es hätte uns sehr leid getan, diese Ausstellung nicht gesehen zu haben."

In den Führungen, die Florian Lettl an jedem ersten Sonntag im Monat anbietet, betrachtet er einige Werke gezielt. Die kleinen Besucher können sich mit einem Bild-Suchspiel spielerisch den Gemälden nähern. Auch im Internet (www.lettl.de) finden sich 500 Gemälde und man kann mit Wolfgang Lettl kommunizieren. Die Seite wird von Besuchern aus der ganzen Welt sehr häufig frequentiert.