Warum Apulien eine Via Wolfgang Lettl bekommt
Augsburger Allgemeine, 23. Juni 2017
Der Augsburger Maler verbrachte die Sommer in Manfredonia. Nun ehrt ihn die italienische Stadt mit einer Straße.
35 Jahre lang hat der Augsburger Maler Wolfgang Lettl (1919–2008) den Sommer in Apulien verbracht.
Dutzende von Bildern entstanden unter Italiens Sonne.
Nun hat der Bürgermeister der Stadt Manfredonia Lettls Sohn Florian eingeladen, eine Kunstausstellung zu gestalten.
Vom 4. August bis 3. September wird er im frisch restaurierten Refektorium eines alten Franziskanerklosters von Manfredonia
rund 85 Werke seines Vaters zeigen. Einen Katalog wird es auch geben, der so originell gestaltet ist, dass von der einen
Seite die surrealen und von der anderen die impressionistischen Bilder aufzublättern sind. Denn in Apulien erweiterte Lettl
seine stilistischen Möglichkeiten: „Es existiert kein anderer Ort mit diesem Licht, diesem Strand und dieser Atmosphäre“,
beteuerte der Maler dem Sohn.
Florian Lettl freut sich riesig über die Ehre, die seinem Vater in Italien angedeihen soll.
Zumal er in Augsburg mit dem Wunsch, eine dauerhafte Präsentation einzurichten, immer wieder vertröstet wird.
Vielleicht, so hörte er, werde die Stadt zum 100. Geburtstag von Wolfgang Lettl eine Ausstellung ausrichten.
In Manfredonia, einer ehemaligen Fischerstadt an der Adriaküste, ist es ganz anders.
Die Stadt werde eine Straße nach Wolfgang Lettl benennen, kündigte der Bürgermeister an.
Denn Lettl sei „ein authentischer künstlerischer Botschafter der Stadt Manfredonia“.
Seine Bilder spiegelten ein Stück Stadtgeschichte wider.
Lettl hatte 1973 ein Ferienhaus in Siponto bei Manfredonia gebaut.
„Es war für meinen Vater wie eine Klausur dort unten. Wir mussten jahrelang warten, bis wir Strom hatten.
Ein Telefon war weit weg“, erzählt Florian Lettl. Noch heute sei er fast unerreichbar, wenn er Urlaub im Ferienhaus in Siponto macht.
Die Region fasziniert ihn wie eh und je: „Die Landschaft, das Meer, die Berge sind das Entscheidende.“
Es werde auch ein Begleitprogramm zur Ausstellung geben. Florian Lettl zeigt in Manfredonia seine Kurzfilme über das
Kunstschaffen des Vaters, die in Siponto entstanden sind. Der Architekt Alex DeMuzio spricht über alte apulische Bauernhäuser,
die in Bildern von Wolfgang Lettl noch auftauchen.
Von Alois Knoller
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