Der Augsburger "Stöpsel"

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Aichacher Zeitung: 20.06.2001

Die Stöpselei hat jetzt Methode

Augsburg will Stadt mit bunten Pollern pflastern

Augsburg
(bub) Stöpsel - im letzten Jahr galt dieser Begriff in Augsburg noch als Unwort des Jahres, als es viel Arger wegen solcher Straßensperren am Herkulesbrunnen gab. Jetzt sollen die umstrittenen Poller salonfähig gemacht werden. Nicht niemals Hindernis auf den Straßen, sondern als Schmuckstücke, die einem überall in der Fuggerstadt begegnen sollen. Dazu müssten die Polier von den Bürgern bemalt, von Kinder gestaltet oder von Künstlern verziert werden.

Wie das aussehen kann, wurde gestern offiziell enthüllt. Der Augsburger Surrealist Wolfgang Lettl und sein Sohn Florian haben einen Riesenstöpsel gestaltet, mit kunterbunten Krawatten und einem Gesichter tragenden Windrad drauf (das wir gestern schon mal gezeigt hatten).

Was es damit auf sich hat? Namhafte Vertreter von IHK, Einzelhandelsverband und Cityinitiative hatten sich eingefunden, um zu verkünden, dass endlich klar werden soll, wie viel Humor die AugsBürger haben und vertragen - getreu dem Motto „Augsburg lacht über Augsburg" (Fitness-Beauftragter Dieter R. Kirchmair).

Erich Vorwohlt als Einzelhandels-vertreter hatte bereits davor süffisant dargestellt, dass man, seit die Stöpsel beim Herkules gezogen sind, diese richtiggehend vermisse. Jetzt wolle man den negativen Eindruck zum Positiven drehen, betonte auch City-Manager Peter Grab. Er hofft auf einen Imagegewinn für die ganze Stadt, was auch notwendig sei.

Die Ehre der Stöpsel-Enthüllung hatte schließlich Bürgermeisterin Margarete Rohrhirsch- Schmid, die, wie sie sagte, von Anfang an von der Idee begeistert war. Lebensfreude und Humor der Augsburger werde verdeutlich, hofft sie auf viele weitere Stöpsel.

Die kommen freilich nur, wenn Geschäftsleute und Privatpersonen mitziehen und sich einen Rohling in 1,20 oder 1,60 Meter Höhe (mit Kappe) anschaffen und gestalten lassen. Entsprechende Bestellformulare wurden auch gleich verteilt und so mancher Stöpsel aus beständigem Kunststoff für 350 Mark das Stück (Sonderpreis bis zum Monatsende) geordert. Die Chefs von Ihle, Limbächer und Kaufhof zählten zu den ersten, die bestellten. Im September beim Augsburg-Tag, soll die erste Stöpsel- Truppe präsentiert werden.

Freilich wird es Kritik und Nörgeleien geben - Eigenschaften, die man den Augsburgern gerne nachsagt. Aber, so Vorwohlt, „wenn die am Schluss sagen, die Augsburger sind zwar eigen, haben aber Phantasie und Humor, dann ist viel gewonnen."

Die Zuversicht der Initiatoren, dass die Aktion einschlägt, kommt übrigens nicht von angefähr. Die Stadt Zürich hatte vor wenigen Jahren weit hin von sich reden gemacht, als sie nach dem selben Strickmuster farben- frohe Kühe in der Stadt verteilte. 815 künstlicher Tiere umfasste die Herde zuletzt, deren Standorte gar in einem Kuh-Plan verzeichnet waren. Grab: „Hier wird es bald einen Stöpselplan geben."