Transzendentale Meditation

Transzendentale Meditation ist eine etwas modische Bezeichnung für die jeweils für richtig gehaltene Verhaltensweise in der Frage nach Gott und dem Sinn des Lebens, und somit der wesentliche Inhalt aller Religionssysteme und des menschlichen Denkens überhaupt.

Meditieren heißt so ähnlich wie: nachdenken.
Transzendental bedeutet etwa: über das vordergründlich Reale hinaus.

Soweit wir der christlichen Einflußsphäre angehören wird transzendentale Meditation zu etwas anders gefärbten Ergebnissen kommen als in anderen Kulturkreisen, auch gab es immer auch Zeiten und Orte hoher Meditationskultur, Zeiten des Übergangs und Zeiten des Verfalls.
Wobei aber zu bemerken ist, daß Meditation im Wesentlichen immer die Sache Einzelner ist, wohl kaum eine Angelegenheit von Organisationsapparaten.
Der Heilige Geist läßt sich halt nicht organisieren und nicht kommandieren, sonst stände es schlimm um unsere Freiheit.

Ich bin nur ein Maler und kein Religionsphilosoph und auch kein Meditations-lehrer, was ich indessen nicht bedaure, und fühle mich nicht berufen mich in tiefschürfende Diskussionen einzulassen, aber ich kann Ihnen gerne sagen, welche Gedanken mich beim Malen der "Transzendentalen Meditation" begleitet haben.

Wohl gemerkt: ich habe das Bild nicht gedacht, sondern mir einfallen lassen, das ist etwas anderes.

Wolfgang Lettl - Transzendentale Meditation - 1979

Mein Kommentar zu dem Bild steht in meinem Museumskatalog:

"Ein guter Kunstkonsument frisst alles."

Und das sagt doch,daß hier nicht alles ganz ernst genommen ist, weder der Kunstkonsument noch die so dargestellte Transzendentale Meditation.
Nicht, daß ich grundsätzlich geneigt wäre nichts ernst zu nehmen, aber man darf schon auch mal lächeln, insbesondere, wenn man auch in der Lage ist, gegebenenfalls seine eigene Person nicht allzu wichtig zu nehmen und über sich selbst lachen zu können.

Nun, die meditierende Dame auf meinem Bild ist in ihren Meditationsübungen schon weit gediehen. Am frommen Ort, in der kahlen Zelle mit Licht von oben (was Sie richtig erkannt haben) und einem an einer Schnur aufgehängten Ei (das kommt in der esoterischen Ikonographie öfter vor, was das bedeutet weiß ich nicht, ich brauche es auch nicht), die getönte Brille zwecks besserer Sicht abgelegt, den ausgezehrten Flachkörper über einen Betstuhl dekoriert ist es ihr leider nicht gelungen, ihre typisch weiblichen Attribute ganz in die Bedeutungs-losigkeit abzudrängen, vom wallenden Haar bis zu den hübschen Beinen.

Überlassen wir es Gott uns zu sagen, oder nicht zu sagen, woran er mehr Gefallen hat.

Übrigens: Die Kirche ist ein viel zu großer Verein (groß in jeder Beziehung) um nicht tausend Kritikangriffspunkte bieten zu können. Aber ein hoffnungsloser Fall ist sie deshalb noch lange nicht.

Was mich selber betrifft: Die Ergebnisse meiner Meditationen sind meine Bilder.
Ich fürchte einige sind mir gelungen trotz meines Widerstrebens.


Freundliche Grüße

Wolfgang Lettl