Lettl über Lettl
Dem Malen verdanke ich zwei Erfahrungen:
Zunächst die Erkenntnis der eigenen Beschränktheit:
Ich sitze vor einem leeren, weißen Blatt und versuche, mir etwas einfallen zu lassen;
alle Möglichkeiten stehen mir offen, aber was ich aufs Papier bringe,
ist sinnloses Gekritzel und albernes Zeug.
Und so vertue ich Zeit und Papier, viele Stunden und Tage, das Ergebnis ist Null;
und ich meinte doch, ich sei voller Ideen.
Dann das Gefühl, es sei mir etwas gelungen, und die Überraschung,
weil da etwas ist, wovon ich vorher keine Ahnung hatte und was es auch nicht geben würde,
wenn ich es nicht gemacht hätte.
Jedes gelungene Bild ist ja eine neue Wirklichkeit und somit ein Teil
der noch nicht abgeschlossenen Schöpfung, wenn auch ein noch so bescheidener.
Was ich will, ist ganz einfach gesagt: Schöne Bilder malen.
Aber Schönheit hat immer auch mit Wahrheit zu tun und ist, wie diese,
für uns Affenabkömmlinge immer nur von Fall zu Fall und stückchenweise zu begreifen.
Und weil sich Schönheit nicht erzwingen
läßt, habe ich immer versucht, wenigstens keine dummen Bilder zu malen und
freue mich, wenn sie jemanden gefallen.
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